Monika Held las aus ihrem Buch „Der Schrecken verliert sich vor Ort“. Anlass war der Jahrestag der Deportation badischer Juden. Eingeladen hatten Stolpersteininitiative, Bürgerstiftung und Buchhandlung Eulenspiegel.
Am 22. Oktober vor 75 Jahren wurden fast alle Bürger jüdischen Glaubens aus Baden, der Pfalz und dem Saarland in das französische Lager Gurs deportiert. Für die meisten dieser Menschen war Gurs eine Durchgangsstation in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, in dem sie ermordet wurden. Diesen Jahrestag nahm die Stolpersteininitiative Wiesloch zum Anlass, zusammen mit der Bürgerstiftung und der Buchhandlung Eulenspiegel zu einer Lesung zum Thema einzuladen. Autorin und Journalistin Monika Held las aus ihrem Roman „Der Schrecken verliert sich vor Ort“.
Es ist die Geschichte einer Liebe in den Zeiten nach Auschwitz. Der Protagonist Heiner hat Auschwitz überlebt und kommt 1964 nach Frankfurt, um als Zeuge in einem Prozess gegen seine Peiniger auszusagen. Dort lernt er die viel jüngere Lena kennen und lieben. In den vielen gemeinsamen Jahren erfährt Lena – und mit ihr der Leser – aus Heiners Erzählungen, welch unvorstellbare Grausamkeiten den Gefangenen angetan wurden und welch unglaubliches Leid in den Lagern herrschte. Lena lernt auch Heiners ehemalige Lagerkameraden kennen, als sie ihnen mit Heiner in den 80er Jahren Kleidung und Nahrung nach Polen bringen.
Das Spannungsfeld, in dem sich das Paar aufgrund der unterschiedlichen Erfahrungen befindet, zieht den Leser in die Geschichte hinein. Und doch hält man es als Leser aus. Das war, so sagte die Autorin selbst, ihr wichtig. Sie wollte keinen „larmoyanten Roman“ schreiben, sondern von wahren Erlebnissen berichten. Die stammen aus vielen Interviews mit Überlebenden und intensiver Recherche. Es gibt einen „echten Heiner“, den sie sogar bei Hilfstransporten nach Polen begleitete.
Man merkte Monika Held an, dass sie eine besondere Verbindung zu ihren Romanfiguren hat, die sie dem Publikum im gut gefüllten Kulturhaus nahe brachte. Es war ein intensiver Abend. Die wenigen Textstellen, die sie offenbar mit Bedacht ausgesucht hatte, waren erschütternd und eindringlich. Sie machten das Publikum so sprachlos, wie Lena es oft bei den Gesprächen mit Heiner war.