Schülerfragen sorgten für spannende Debatte

Rhein-Neckar-Zeitung, 17./18.12.2011
Im Truck der „Expedition N“ nahmen Politiker zu einer Vielzahl praktischer Fragen der Nachhaltigkeit Stellung

Wiesloch. (hds) Der Truck der „Expedition N“ der Baden-Württemberg-Stiftung ist seit einem Jahr unterwegs und macht vor allem Halt in der Nähe von Schulen. Er ist derzeit mit Themenfeldern zu Energie und Umwelt bestückt und beim dreitägigen Halt in Wiesloch waren es genau diese Inhalte, die den Schülern vermittelt werden sollten (die RNZ berichtete bereits am Mittwoch).

Expeditionsmobil Podiumsdiskussion

Nicht nur die interaktive Ausstellung im Erdgeschoss des Infomobils zog die Interessenten an. Die Bürgerstiftung Wiesloch, verantwortlich für den Wettbewerb „Klimaschutz macht Schule“, hatte zur Diskussionsrunde eingeladen. Schüler des Abiturjahrgangs am Ottheinrich-Gymnasium hatten einen umfassenden Fragenkatalog in Sachen Nachhaltigkeit zusammengestellt – und eine prominente „Zielgruppe“ damit konfrontiert: die beiden Landtags­abgeordneten Karl Klein (CDU) und Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr (Grüne) und Wieslochs OB Franz Schaidhammer. Die angesetzte eine Stunde im Versammlungsraum hoch über den mächtigen Achsen des Trucks wurde im Sinne der Sache überzogen, es ging spannend zu. Das Fazit nach fast 90 Minuten: Bewusstsein in Sachen Nachhaltigkeit ist weit verbreitet, die Notwendigkeit des Umdenkens wird auch nicht in Frage gestellt, allein es fehlt nach wie vor an der konsequenten Umsetzung.

Dr. Archim Heimann von der Bürgerstiftung Wiesloch, der die Runde moderierte, verteilte die von den Schülern zusammengestellten Fragen an die Politiker und den Rathauschef. Dabei ging es um mögliche Einbußen an Lebensqualität, sollte man eine nachhaltige Lebensführung einschlagen. „Das muss man individuell sehen“, meinte Schmidt-Eisenlohr, verwies jedoch darauf, dass man durchaus umweltbewusst handeln könne, ohne Einbußen zu erleiden. Dies verdeutlichte er am Beispiel der Mobilität, das Umsteigen auf den öffentlichen Nahverkehr oder das Fahrrad sei nun wahrlich keine nennenswerte Veränderung der Lebensqualität.

Das Spektrum der Fragen ließ – fast – nichts aus. Was denn die Politik tun könne, damit sah sich Karl Klein konfrontiert. „Wir können Rahmenbedingungen setzen und dadurch Veränderungen herbeiführen“, erklärte Klein und verwies auf die Optimierung von Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen. Von Verboten halte er nichts, so Klein auf die Frage, ob man große, umweltbelastende Autos verbieten solle. „Wir müssen die Bürger mitnehmen, sie überzeugen“, betonte der CDU-Politiker. Technik und Forschung müssten weiter intensiv unterstützt werden, nur so könne man etwas erreichen. Am Rande war zu hören, dass sich Kai Schmidt-Eisenlohr wohl im kommenden Jahr ein elektrobetriebenes Vehikel anschaffen wird. „Diese Autos werden immer besser, damit sinnvoll, zumal die Auswahl ständig größer wird“, begründete er seine Entscheidung.

Für Franz Schaidhammer waren naturgemäß die Wieslocher Themen aufgespart worden. Ihm fühlten die Schüler auf den „Zahn“, wie denn die Stadt mit Themen wie Verbrauch von Energie umgehe und wie er die Situation bei den Radwegen einschätze. „Wir beziehen Ökostrom, versuchen, uns von fossilen Brennstoffen unabhängig zu machen, setzen auf Fernwärme und Blockheizkraftwerke“, so der OB. Er erläuterte, dass nachhaltiges Bauen auch über den Bebauungsplan positiv beeinflusst werden könne. Aus Schülersicht verständlich: Es wurde nachgefragt, ob es sinnvoll sei, für die Parkplätze entlang des Schulzentrums zu kassieren. „Man könnte stattdessen ja den öffentlichen Nahverkehr ausbauen“, wurde von Schülerseite betont. Es gab da Beruhigendes zu hören. Die Versorgung in Wiesloch in Bezug auf den Nahverkehr sei gut und das mit den Parkgebühren sei ja noch nicht entschieden. Bei den Fahrradwegen sei man auf einem guten Weg und es stehe jetzt an, entlang des Leimbachs eine Kommunen verbindende Lösung umzusetzen.

Erfreulich war die Vielfalt der Fragen, erfreulich zudem das Engagement der Schüler, die es oft nicht bei den vorformulierten Fragen beließen, sondern nachbohrten und mehr wissen wollten. Einig waren sich alle und dies wurde auch von der Vertreterin der Expedition N nochmals hervorgehoben: In der Öffentlichkeit sind die Nachhaltigkeitsthemen längst angekommen, die persönliche Betroffenheit sei in vielen Fällen noch nicht vorhanden.

Franz Schaidhammer bedankte sich bei der Bürgerstiftung Wiesloch. „Hier wird ein toller Versuch unternommen, mit einem Wettbewerb noch mehr Sensibilisierungzuerreichen.“ Jetzt ist Handeln angesagt. „Wir wollen mit unserem Truck vor allem auf die jeweils vorhandenen lokalen Erfordernisse eingehen. Dafür sind Veranstaltungen wie heute ein sehr gelungenes Beispiel“, freute sich Dr. Andreas Weber von der Stiftung Baden-Württemberg über den kurzweiligen Abend.

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