Bürgerstiftung Wiesloch beteiligt sich am Aktionstag „Bildungspatenschaften direkt“
Wieslocher Woche, 16.06.2010
(chs). Am vergangenen Mittwoch fand erstmals ein bundesweiter Aktionstag zum Thema Bildungspatenschaften statt. Allein in der Metropolregion Rhein-Neckar waren an sieben Standorten mehr als 20 Projekte aktiv. In Patenschaftsprojekten engagieren sich Bürgerinnen und Bürger in ihrer Freizeit ehrenamtlich. So fördern sie Kinder und Jugendliche aus Zuwandererfamilien beim Erwerb der deutschen Sprache, helfen ihnen bei den Hausaufgaben oder beraten und begleiten sie beim Übergang von der Schule in die Ausbildung.
Der Aktionstag findet im Rahmen der „Aktion zusammen wachsen – Bildungspatenschaften stärken, Integration fördern“ statt, welche durch die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böhmer initiiert wurde, und möchte dadurch weitere Menschen als Patinnen und Paten gewinnen. Die Bürgerstiftung Wiesloch hat im Herbst 2008 das Lesepatenprojekt „Buchstabenfüchse“ ins Leben gerufen. An der Schiller- und Merian-Grundschule sowie der Grundschule in Frauenweiler arbeiten mittlerweile 20 Lesepatinnen sehr erfolgreich mit den Patenkindern, um mit ihnen zu lesen, zu malen, zu spielen oder einfach nur zuzuhören. Die Frauen arbeiten ehrenamtlich und unentgeltlich und möchten durch ihre Unterstützung dazu beitragen, dass die Kinder Inhalte besser verstehen oder auch ihr Selbstwertgefühl stärken.
Im Gespräch mit Rosemarie Stindl, Vorstandsfrau der Bürgerstiftung, kommt klar zum Ausdruck, wie wichtig diese Aufgabe ist. „Der Einsatz unserer Patinnen beginnt auf Empfehlung der Klassenlehrerin, meist in der 2. Klasse, denn 20 % der 6- bis 7-Jährigen können nicht sinnerfassend lesen, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund“, so Stindl. Christina Reckers-Schneider, Lesepatin der ersten Stunde, ergänzt, dass ihre beiden Schützlinge eine enorme Entwicklung durchgemacht hätten. „Für die Kinder ist es einfach wichtig, dass ihnen jemand zuhört, besonders dann, wenn in der Ursprungsfamilie kein Deutsch gesprochen wird. Die Patinnen sind für die Kinder sehr oft die Bezugsperson, die ihnen zu Hause fehlt“, so Reckers-Schneider. (…)
Aufgrund der guten Erfahrungen mit den Buchstabenfüchsen sollen ab Frühjahr 2011 die „Zahlenfüchse“ an den Start gehen, weil einige Erstklässler den Zehnerübergang nicht so schnell verstehen wie die Klassenmehrheit und so schon in der 1. Klasse den Anschluss im Rechnen verlieren können. Birgit Breitschopf-Reimann, pädagogische Fachkraft, erläuterte kurz die Wasserglasmethode nach Dr. Schlotmann, mit der den Kindern die Grundlage für das mathematische Verständnis vermittelt werden soll. Für dieses Projekt der Bürgerstiftung Wiesloch werden neue Paten gesucht, gerne auch Männer, die sich für Rechnen begeistern können. Zuvor werden die Paten in Schulungen in die neue Methodik eingewiesn, um den Kindern später ein Mengenverständnis beizubringen und ihnen damit den Weg in die Welt der Zahlen zu erleichtern.
Da diese Schulungen derzeit nicht über die Bürgerstiftung Wiesloch finanziert werden können, bittet Rosemarie Stindl um Spenden, damit das Projekt zum Laufen kommen kann. Des Weiteren appeliert sie an engagierte Männer und Frauen, die sich mit ihren Erfahrungen bei den „Zahlenfüchsen“ einbringen möchten.