Rhein-Neckar-Zeitung, 16.04.2007
Bei MLP fiel am Samstag Abend der Startschuss zur „Wieslocher LesArt“ – In den nächsten zwei Wochen gibt es über 40 Aktionen
Wiesloch. (pen) Das schönste Zitat an diesem Abend stammte von Kindern der Grundschule Schatthausen: „Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche tragen kann.“ Dieses arabische Sprichwort stand auf einer großen Plakatwand, die im Foyer von MLP aufgestellt war.
Nicht nur dort, sondern auch im Hörsaal der Corporate University fanden sich Bilder, Skulpturen, Gedanken und Erkenntnisse zum Thema „Literatur und Kunst“. Beinahe alle Wieslocher Schulen beteiligen sich mit vielen kreativen Ideen an dem zweiwöchigen Kulturprojekt, das an diesem Abend unter dem Motto „Start frei für die Wieslocher LesArt“ eröffnet wurde.
Christian Maertin, Leiter der MLP-Unternehmenskommunikation, begrüßte als Hausherr die Gäste im Hörsaal. „Es ist uns eine Ehre, Sie heute Abend hier bei uns zu haben“, so Maertin. MLP sei der Kunst sehr verbunden, was sich auch an den vielen Kunstwerken im Foyer zeige, erklärte er.
Schirmherr der „Wieslocher LesArt“ ist Michael Sieber, der als Vorsitzender der Bürgerstiftung Wiesloch auch gleichzeitig Nutznießer der Aktion ist, denn die Einnahmen aus dem Projekt fließen der wohltätigen Organisation zu. „Die Bürgerstiftung erwartet sich viel von diesem Abend und den über 40 Aktionen, die in den nächsten zwei Wochen in Wiesloch stattfinden“, erklärte Sieber.
Das Projekt sei ein Gesamtkunstwerk, an dem viele Menschen in bürgerschaftlichem Engagement mitkomponiert und gemalt hätten. Die Beschäftigung mit Kunst und Kultur stehe konträr zu den Tendenzen in der heutigen Gesellschaft, in der die Entwicklung der Technologie genutzt werde, um eine neue Welt zu schaffen. Für die Auseinandersetzung mit Kunst brauche man Zeit und Muße.
Im schnellen Rhythmus des heutigen Lebens gingen aber auch Überblick und Orientierung verloren, meinte Sieber. Hier setze nun die Bürgerstiftung Wiesloch an, die es sich auch zur Aufgabe gemacht habe, Orientierung zu geben. Die Mitglieder der Stiftung würden dazu ihre Kompetenzen und Fähigkeiten nutzen. Michael Sieber forderte die Besucher auf, sich ebenfalls mit Ideen für Aktionen einzubringen.
Im Gespräch mit dem Künstler Clapeko van der Heide, der ein Bild zur Versteigerung gestiftet hat, ging Sieber dann zunächst auf dessen Lebenslauf und dann auf die Rolle des Künstlers in der heutigen Gesellschaft ein. Clapeko wurde 1940 in Dresden geboren, studierte an der Kunstschule in Dortmund und an der Staatlichen Akademie der Künste in Karlsruhe, bekam mehrere Stipendien, unter anderem auch an der Villa Massimo in Rom.
Sieber berichtete, dass vor Kurzem ein Bild des aus Leonberg stammenden Malers Tim Eitel bei einer Auktion von Sothebys für 275 000 Euro versteigert wurde. Dies zeige, wie überhitzt der Kunstmarkt derzeit sei, meinte Clapeko. Für die Künstler sei dies keine gute Entwicklung.
Zum Projekt „LesArt“ sprach auch Oberbürgermeister Franz Schaidhammer einige Worte. „Damit kann man doch niemanden hinter dem Ofen hervorlocken“, habe er sich zuerst gedacht, als Initiator Wolfgang Widder vor einigen Monaten mit seiner Idee „LesArt“ zu ihm kam, erklärte der OB offen. Seine Meinung habe sich in der Zwischenzeit gründlich gewandelt. Er sei nun gespannt, wie sich das Projekt entwickle. Es sei ein gutes Gefühl, Menschen in der Stadt zu haben, die kreativ seien, erklärte Schaidhammer.
Der Abend bestand sowohl aus Grußworten als auch aus künstlerischen Beiträgen. So stellte die Künstlerin Christiane Stoebe gemeinsam mit ihren Malschülerinnen Caroline Fiebig, Anna-Stephanie Gurt, Julia Huchthausen und Caroline Kubat Bilder von berühmten Malern vor, die Lesende porträtiert haben. Anschließend gab es unter der Leitung von Birgit Spazier szenische Darstellungen von Schülern der Gerbersruhschule.
Der Leiter der Stadtbücherei, Gerhard König-Kurowski, rezitierte das Gedicht „Ums Buch ist mir nicht bange“ von Robert Gernhardt. Dieser im vergangenen Jahr gestorbene Schriftsteller, Essayist und Zeichner hat sich unter anderem als Autor und Karikaturist für das Satiremagazin „Titanic“ einen Namen gemacht. Auch das Marionetten-Theater war mit einer Darbietung dabei.
Zum Abschluss der Veranstaltung, die von dem Heidelberger Kabarettisten Bernhard Bentgens moderiert und auf dem Akkordeon musikalisch umrahmt wurde, stellte Wolfgang Widder noch einige Veranstaltungen aus dem LesArt-Programm vor.