Rhein-Neckar-Zeitung, 30./31.07.2011
Teilnehmer der Initiative „Zehn machen Ernst“ der Bürgerstiftung erzählten von ihren Erfahrungen
Wiesloch. (vep) Unter dem Motto „Global denken, lokal handeln“ stand das Projekt „Zehn machen Ernst“ der Bürgerstiftung Wiesloch. Ein Jahr lang hatten zehn Haushalte neue Wege gesucht, CO2 einzusparen. „Es war uns wichtig, praktikable Lösungen zu finden, ohne das eigene Leben extrem umstellen zu müssen“, so Projektleiter Matthias Gleis. Vier Familien stellten jüngst ihre Erfahrungen vor, wobei jeder Haushalt sich auf verschiedene Themen spezialisiert hatte.
Familie Brinkmöller ist zum Experten in Sachen Energie und Mobilität geworden. Ihr Haus wird mittels einer Kältemaschine gekühlt, die mit Solarenergie betrieben wird. Außerdem haben sie sich qualitativ hochwertige Fahrräder zugelegt, „um den Zweitwagen zu ersetzen“. Zudem entdeckten die Brinkmöllers den Einsatz von LED-Lampen. Sohn Stefan arbeitet bei der „Move“-Initiative an einem Projekt namens „Flinc“ mit (die RNZ berichtet gesondert). Die Erfahrung der Brinkmöllers hat gezeigt, dass modernste Technik und Energiesparen keinesfalls ein Gegensatz zueinander sind.
Bettina und Christian Lieske erzählten von ihren Bemühungen, ihre Mobilität und vor allem das Autofahren kritisch zu betrachten. Während er sich im Rahmen von „Move“ als Zusteiger fortbewegte, nahm sie das Rad. „Mein Mann kam oft nach Hause und erzählte, wie nett die Menschen gewesen seien, die ihn mitgenommen hatten“, sagte Bettina Lieske.
Für sie sei das Mitfahren bei Fremden nicht die richtige Lösung gewesen. Deshalb legte sie sich eine Regenmontur zu und stieg auch bei schlechtem Wetter aufs Fahrrad. Wenn die beiden Auto fahren, dann halten sie sich an die Grundsätze des Spritspar-Trainings, das die Teilnehmer vor Projektstart absolviert hatten. Zu den nützlichen Tipps gehört zum Beispiel, den Motor an einer roten Ampel bei längerer Wartezeit abzustellen. Durch solche kleinen Kniffe ist eine Reduzierung des Verbrauchs um bis zu 20 Prozent möglich.
Um das Thema Ernährung ging es bei amilie Gleis. Zusammen mit anderen Familien wurden neue Rezepte ausprobiert. Der Schlüssel zum klimafreundlichen Konsumieren ist das richtige Einkaufen: Frische, lokale und saisonale Produkte sollten Fertig- und Importprodukten vorgezogen werden.
Bei Familie Schilles waren Bauen und Wohnen besonders aktuell, da sie während des Projekts ihr neues Haus planten und errichteten. „Deutschland sollte ein Land der Dichter und Dämmer werden“, so Harry Schilles augenzwinkernd. Denn durch effiziente Dämmung kann viel Energie ohne großen Aufwand gespart werden. Zusätzlich entschied sich die Familie für ein Gründach, um der Versiegelung der Landschaft entgegenzuwirken.
Geheizt wird klimaschonend mit einer Erdwärmepumpe. Darüberhinaus hat sich Familie Schilles im letzten Sommer gegen eine Flugreise entschieden. „Ein Flug von Frankfurt nach Australien verursacht zwölf Tonnen CO2. Das ist mehr als ein Mensch in einem Jahr im Durchschnitt produziert.“
Alle Teilnehmer waren sich einig, dass es durchaus für jeden leicht umsetzbare Möglichkeiten gibt, um bewusst Energie zu sparen. Tipps und Tricks sowie Hintergrundwissen und Erfahrungsberichte haben sie in den „Notizen zur Rettung der Welt“ festgehalten.
Die Bürgerstiftung ist mit „Zehn machen Ernst“ für den Deutschen Engagementpreis nominiert.