Bei einem kurzweiligen Abend im Bürgerhaus Altwiesloch begeisterte Dieter Degreif sein Publikum mit Gedichten von Wilhelm Busch zugunsten der Bürgerstiftung Wiesloch, war doch „dies für den und das für jenen“ dabei.
Die Bürgerstiftung Wiesloch hatte letzte Woche zu einem Wilhelm-Busch-Abend mit Dieter Degreif ins Bürgerhaus in Altwiesloch eingeladen. Dr. Johann Gradl, Vorsitzender der Bürgerstiftung, begrüßte die zahlreichen Gäste herzlich. Die gemütliche Wirtshausatmosphäre und das Gläschen Wein, Wasser oder Saft, das jeder vor sich hatte, schuf gleich die richtige Stimmung für einen höchst vergnüglichen Abend, den das Publikum von Anfang an sichtlich genoss.
Wilhelm Busch, Humorist und auf seine spezielle Art auch Gesellschaftskritiker, bietet für alle Lebenslagen etwas. So war das Thema des Rezitationsabends, „Dies für den und das für jenen“, eine von Dieter Degreif gelungene Zusammenfassung dessen, was er in Gedichten, Sprüchen und Lebensweisheiten darbot.
Im ersten Teil des Abends schöpfte Degreif aus Buschs erstem Gedichtband von 1874, in dem den Reimen noch keine Überschrift zugeordnet war. Tragik, Komik und nicht zuletzt auch ein Quäntchen Schadenfreude liegen dicht beieinander. So auch bei dem Gedicht vom erbsengrünen Kleid für Sophie. Dabei galt es nicht nur die Ohren zu spitzen, sondern auch den Kopf zu drehen, denn der Rezitator flanierte zwischen den Tischen und war dem Publikum sehr nahe. Manch ein Gast fühlte sich persönlich angesprochen. Gestik, Mimik, Körpersprache und Stimme – Degreif setzte alles ein, um Buschs Werk Nachdruck zu verleihen. Bei „Max und Moritz“ kam etlichen Besuchern noch die ein oder andere Zeile in den Sinn, und sie sprachen sie, wenn auch leise, mit.
Nach der Pause widmetet sich Dieter Degreif dem zweiten Gedichtband von Busch aus dem Jahre 1904. Wenn das Tierische menschelt, so wie in dem herzerwärmenden Gedicht „Hund und Katze“, sind es die leisen Töne von Wilhelm Busch. Bedauernswert auch der verliebte Schmetterling, dem ein Esel das angebetete Blümlein weggefressen hatte. „Die Schnecken“ erinnerte so manchen Gartenbesitzer an eigene Erlebnisse, wenn er feststellen musste, wie sie sich des Nachts am Kopfsalat gütlich getan hatten.
An Hand des dritten Bändchens, 1909 aus dem Nachlass von Busch zusammengestellt, zeigte Degreif auf, dass der Humorist das Gedicht „Fink und Frosch“ überarbeitet hatte und 30 Jahre später eine neue Version zu Papier brachte.
Ein Abend, der das pralle Leben in Versform widerspiegelte. Ob Torheiten oder Missgeschicke, Hinterhältiges oder Alltägliches, es war eine genüssliche und kurzweilige Veranstaltung.
Dieter Degreif hatte Abend der Bürgerstiftung geschenkt, indem er auf sein Honorar verzichtete und um Spenden für die Aktivitäten der Bürgerstiftung bat. Johann Gradl bedankte sich bei dem ehemaligen Weinkönig „für die Energie und Inspiration“, die er dem Publikum mitgebe und überreichte einen edlen Tropfen. Er bat seinerseits schmunzelnd „statt Eintritt um Austritt“. Die Gäste dankten den Organisatoren und Herrn Degreif mit viel Applaus und tiefen Griffen in den Geldbeutel, so dass die Spendenkörbchen, mit denen die Vorstandsmitglieder am Ausgang standen, gut gefüllt zurück blieben.