Siedlungen sind Lebensräume nicht nur für Menschen sondern auch für Tiere und Pflanzen. Nur durch genügend grüne Flächen in sinnvoller Nähe zueinander kann Lebensqualität in den Städten nachhaltig verbessert werden. Warum das so ist und wie es gehen kann, zeigten NABU und Bürgerstiftung Wiesloch in einem Vortrag.
Bunt ist schön, Blütenflächen sind Bienen- und Falterweiden, was von selbst wächst, fühlt sich heimisch und wohl und muss nicht mit viel Aufwand gepflegt werden – das sind die wesentlichen Aussagen, die Dr. Brigitta Martens-Aly am 27.03.2014 in ihrem Bildervortrag machte, der vom NABU-Arbeitskreis Grünvernetzer erstellt wurde.
Naturnahe Begrünung bedeutet keineswegs Wildnis und ungepflegte Flächen, vielmehr sollte durch eine gute Mischung, z.B. durch eine Wildblumeninsel inmitten eines Rasens, für eine Vielfalt an heimischen Pflanzen gesorgt werden, damit die biologische Vielfalt der Kleinlebewesen wie Raupen und Falter usw. bewahrt werden kann. „Dies muss den Menschen bewusst werden, und zwar schnell“ so Martens-Aly, denn „mit den ein/zwei Raupenarten, die auf Kirschlorbeer oder Thuja leben, kriegt man keinen Vogel satt.“
Nur wenn die zugepflasterten Flächen durch kleine Grünflächen so aufgebrochen werden, dass sich sozusagen „grüne Wege“ bilden, dass also wertvolle Lebensräume nicht zu weit auseinander liegen, dann ist Pflanzen- und Tiervielfalt (genetischer Austausch) möglich.
Aber auch für uns Menschen ist mehr Siedlungsgrün wichtig, denn versiegelte Flächen wirken klimatisch negativ: kaum Wasserabfluss in den Boden, wenig Verdunstung und aufgeheizte Beton- und Asphaltflächen machen den innerstädtischen Sommer heiß und trocken.
Diese Erkenntnisse sind eigentlich nicht neu, doch die meisten Menschen setzen sich bisher noch nicht mit diesem Thema auseinander. Wie Meinrad Singler vom Grünflächenamt Wiesloch in der Diskussionsrunde nach dem Vortrag bestätigte, gebe es häufig Beschwerden aus der Bevölkerung, wenn die städtischen Gärtner Gras und Blumen mal höher wachsen ließen. Hier, so waren sich die Anwesenden einig, müsse noch viel Aufklärung geleistet werden. Nur durch gute Beispiele könne man überzeugen. Deshalb betonte Dr. Martens-Aly am Ende der Veranstaltung nochmals, dass die aktuelle Kampagne „Natur in graue Zonen“ einen guten Beitrag dazu leiste. Die Kampagne wird vor Ort in Wiesloch als einer von drei Pilotstädten mit Fördermitteln des Bundesamtes für Naturschutz u.a. von der Bürgerstiftung durchgeführt (s. hier).
Die Kampagne adressiert zwar zunächst Gewerbebetriebe, aber dort kann auch jeder Einzelne sehen, wie einfach grüner Lebensraum geschaffen werden kann und welche Pflanzen für die heimische Insekten- und Vogelwelt sowohl im Privatgarten als auch auf dem Balkon hilfreich und für das menschliche Auge schön sind.
Wie gute und weniger gute Beispiele aussehen können, kann man bei einer Fahrradexkursion durch Wiesloch und den Stadtteilen am 26. 04. sehen, unter fachkundiger Leitung der NABU-Ortsgruppe:
Treffpunkt: Sa. 26.04.2014, 15 Uhr, Palatin-Haupteingang; Dauer ca. 1,5 – 2 Std.
Die Exkursion kann bestens genutzt werden, um Fotos für den flankierenden Wettbewerb zur Kampagne zu machen (s. hier)