Zum dritten Vortrag in der Reihe zur Nachhaltigkeit hatte die Bürgerstiftung Wiesloch einen hochkarätigen Redner eingeladen.
Professor Dr. Dr. h.c. Ernst Ulrich von Weizsäcker sprach am 31.08.2009 vor mehr als 100 Zuhörern. Er ist ein brillianter Physiker und Biologe, war u.a. Direktor des UNO-Zentrums für Wissenschaft und Technologie in New York und Dekan der Bren School of Environmental Science & Management an der University of California. Er bekam den Deutschen Umweltpreis für sein Lebenswerk. Er ist auch Politiker, gehörte lange dem SPD-Landesvorstand von Baden-Württemberg an und war von 1998 bis 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages.
Trotzdem war sein anschaulicher und kurzweiliger Vortrag parteiübergreifend angelegt, denn „unsere Enkel werden in 50 Jahren keine Ahnung haben, wer zu unserer Zeit an der Regierung war, aber sie werden mit der Umwelt konfrontiert sein, die wir ihnen hinterlassen“, so der Professor. Deshalb auch der Vortragstitel: „Ich denke an meine Enkel, wenn ich mich um die Politik der Nachhaltigkeit kümmere“.
Die eleganteste Lösung, nachhaltig zu handeln, heißt für Prof. von Weizsäcker „Effizienz“. Energie ist zu billig und wird deshalb verschwendet. Wir könnten mindestens fünfmal so effizient mit Energie und Rohstoffen umgehen und so die Klimaprobleme lösen. Aber hier ist die Politik gefragt. Sie muss den Weg zum nachhaltigen Wirtschaften profitabel machen. Energie muss sozial verträglich langsam teurer werden. Die Energiepreise müssten immer mindestens so stark steigen, wie die Effizienz im Vorjahr gestiegen ist. Wenn z.B. Geräte 4 % weniger verbrauchen, würden die Strompreise im nächsten Jahr um 4 % steigen. Gewinner dieser Neuausrichtung des technischen Fortschritts wären fast alle Branchen.
Die Ökologisierung der Wirtschaft ist die eigentliche Chance für die jetzigen Wirtschaftsmächte, sich hervor zu tun. Damit ein „grüner“ Wirtschafts- bzw. Innovationszyklus beginnen kann, brauchen wir ein Umdenken bei der Produktivität: die Arbeitskräfte müssen billiger und die Rohstoffe teurer werden, damit mehr Leute in Arbeit kommen. Bisher war es umgekehrt, so dass der Ressourcenverbrauch durch die geringen Kosten viel zu stark stieg.
Umdenken muss auch jeder Einzelne in seinem persönlichen Umfeld und anfangen, wieder Genügsamkeit zu lernen. Die Cartoons zum „Wirtschaftswachstum in der Küche von 1954 bis heute“ machten diesen Aufruf am Ende des Vortrags auf amüsante aber deutliche Weise dringlich.
Wie Dr. Lars Castellucci, Stiftungsratsvorsitzender und Moderator des Abends, zusammen fasste: „Nachhaltigkeit ist ein Begriff, der mit Taten und Leben gefüllt werden muss und der aktiv handelnde Menschen braucht.“ Dies ist auch das Ziel, das sich die Bürgerstiftung Wiesloch für ihren Themenschwerpunkt 2009/2010 gesetzt hat. Wer dabei finanziell oder mit Ideen, Zeit und Tatkraft mithelfen möchte, möge sich bitte hier über die Kontaktfunktion oder unter 06222-51365 oder 06222-383874 melden.