Rhein-Neckar-Zeitung, 01.10.2008
Bürgerstiftung Wiesloch zieht ein Resumee ihrer bisherigen Arbeit im Jahr 2008 – Heute ist der bundesweite Tag der Bürgerstiftungen
Wiesloch. (rö) Der heutige Mittwoch ist der bundesweite Tag der Bürgerstiftungen. Das nimmt die Bürgerstiftung Wiesloch zum Anlass für ein Resumee. „Die Bürgerstiftung hat segensreich gewirkt“, sagt der Vorstandsvorsitzende Michael Sieber im Gespräch mit der RNZ. „Wir haben zum sozialen Zusammenhalt in der Stadt einen wichtigen Beitrag geleistet.“ Vorstandsmitglied Rosemarie Stindl ergänzt: „Wir sind oft der letzte Strohhalm.“ Bevor die Bürgerstiftung eingreift, werde erst abgeklärt, „ob alle anderen Möglichkeit ausgeschöpft sind“.
So wird man bis Ende 2008 rund 18 000 Euro an Fördermitteln ausgegeben haben: für die Kleiderstube des Kinderschutzbundes, für bedürftige Kinder (zur Teilnahme an Klassenfahrten oder am städtischen Zirkusprojekt „WiWaDi“) und in mehreren Einzelfällen. „18 000 Euro, die sonst niemand aufgebracht hätte, wenn es die Bürgerstiftung nicht geben würde“, sagt Michael Sieber.
Seit Beginn des Jahrs läuft die Aktion „Aus eins mach zwei“. Vier regionale Firmen haben sich bereiterklärt, bis 2010 jeden Euro, den die Bürgerstiftung einnimmt, zu verdoppeln – bis zu einer Summe von 100 000 Euro. Ausschlaggebend sei gewesen, so Sieber, „dass die Bürgerstiftung soziale und nachhaltige Ziele verfolgt“, Aufgaben übernehme, die nicht von der öffentlichen Hand erledigt würden, und „zu 100 Prozent ehrenamtlich“ arbeite. Dass man bereits knapp ein Jahr nach der Gründung das Gütesiegel des Bundesverbands Deutscher Stiftungen erhalten habe, beweise, „dass unsere Arbeit überzeugt hat“. Noch hat man das diesjährige Ziel von „Aus eins mach zwei“ nicht ganz erreicht: 28000 Euro hat die Bürgerstiftung 2008 an Spenden und Zustiftungen eingenommen, „5300 Euro fehlen noch“. Michael Siebers Appell: „Spendet und stiftet, damit wir die Summe am Ende auch abrufen können.“
Aktuell hat die Bürgerstiftung 120 Stifter, in diesem Jahr ist rund ein Dutzend hinzugekommen und die Zahl soll sich weiter vergrößern. Zu den Projekten, die unterstützt werden – in diesem Jahr heißt der Schwerpunkt „Kinder in Wiesloch“ –, zählt der „Lesestart Wiesloch“. Seit Sommer 2008 erhalten Eltern von Neugeborenen in Wiesloch Besuch von der Stadt – von der Bürgerstiftung gibt es zu diesem Anlass ein Päckchen mit einem Bilderbuch, einer Broschüre mit Tipps zu Fördermöglichkeiten, die vom Regierungspräsidium erstellt wurde, Bücherlisten und Hinweisen zur Nutzung der Stadtbibliothek. „Es soll die Freude am Umgang mit Büchern vermittelt werden“, erklärt Rosemarie Stindl. Die Idee geht auf ein Projekt zurück, das im englischen Birmingham seit 1992 durchgeführt wird. Dort habe man Erkenntnisse gewonnen, „die belegen, dass sich das im Spracherwerb auszahlt und die Kinder auch besser logisch denken können“.
Ende September hat das Projekt „Lesepaten“ an der Merian- und Schiller-Grundschule begonnen. Acht Lesepatinnen (und zwei Springerinnen) werden ausgesuchte Schüler, intensiv im Umgang mit der deutschen Sprache unterstützen. Damit sollen Kommunikationsfähigkeit und Integration gestärkt werden, nicht nur durch reines Vorlesen, sondern vor allem durch Zuhören und Zeithaben für die Kinder. Weitere Paten werden hier übrigens noch gesucht.
Die Bürgerstiftung arbeitet auch mit Vereinen zusammen. So hat man mit dem Naturschutzbund (NABU)im letzten Schuljahr das Projekt Naturtagebuch durchgeführt. 17 Zweitklässler der Schillerschule gingen einmal wöchentlich mit zwei Naturpädagoginnen in den Wald. Damit soll ihnen ein besserer Zugang zur Natur vermittelt werden. Die Testphase hat ergeben, „dass die Aufmerksamkeit und Konzentration der Kinder zu wünschen übrig ließ“, berichtet Rosemarie Stindl. Da die Kinder offensichtlich „nicht so oft draußen“ seien, hätten sie dort erst einmal die aufgestaute Energie loswerden müssen. Nun wird das Projekt im laufenden Schuljahr in veränderter Form fortgesetzt. Um handwerkliche Arbeiten zu fördern, hat die Bürgerstiftung für die Schillerschule zudem eine Werkbank angeschafft. Bereitgestellt hat man auch die Gelder für „Erste Hilfe Kurse für Wieslocher Gruppenleiter“, ein Projekt des DRK, das noch anlaufen soll. Damit soll mehr Sicherheit für Kinder und Jugendliche, zum Beispiel bei Sportveranstaltungen, gewährleistet werden.