Zehn Jahre ist es nun her, da wurde der Schülerförderpreis der Bürgerstiftung Wiesloch erstmals verliehen. In diesem Jahr wurde der Preis an fünf Absolventinnen und Absolventen von weiterführenden Schulen in Wiesloch verliehen.
Der Schülerförderpreis nimmt nach wie vor eine Sonderrolle innerhalb der vielen Preise ein, die anlässlich von Schulentlassfeiern verliehen werden. Geht es bei anderen Preisen in der Regel um absolute Bestleistungen, so zeichnet die Bürgerstiftung Wiesloch Schülerinnen und Schüler aus, die trotz schwieriger Bedingungen die Herausforderungen des Lebens annehmen und eine schulische Abschlussleistung erzielen, die, gemessen an den Voraussetzungen, deutlich über den Erwartungen liegt. Es sollen also Jugendliche ausgezeichnet werden, die in Bezug auf Ausdauer, Mut und Willensstärke Vorbildcharakter haben.
In diesem Jahr also fünf Preise, verliehen bei vier Abschlussfeiern.
Den Anfang machte die Berufsschule der Hubert-Sternberg-Schule. Ausgezeichnet wurde Wolfram Wörner, der bereits als Kind einen sehr schweren medizinischen Eingriff über sich ergehen lassen musste. Mit den Auswirkungen hat er bis heute zu kämpfen. Trotzdem machte er Realschulabschluss, dann Abitur. Anschließend brauchte es viel Mut, im Anschluss den Schritt zu gehen und – auf sich allein gestellt – eine Ausbildung bei der SAP zu beginnen. Viele andere hätten unter denselben Bedingungen diesen Mut vielleicht nicht gehabt. Wolfram Wörner jedoch wagte diesen Schritt. Seine Mühe, sein Ehrgeiz, und sein starker Wille wurden belohnt mit dem erfolgreichen Abschluss der dualen Ausbildung zum Fachinformatiker.
Es folgte die Abiturfeier der Hubert-Sternberg-Schule. Dort wurde Pia Wallitzer ausgezeichnet. Trotz eines Starts ins Leben, den man keinem Kind wünscht, kämpfte sie sich mit Unterstützung ihrer „neuen Familie“ voran und wagte schließlich nach der Realschule den Schritt auf das Technische Gymnasium, das sie mit dem Abitur erfolgreich abschloss. Vor dem Hintergrund der Lebensgeschichte ist es umso beeindruckender, dass Pia Wallitzer darüber hinaus den Antrieb entwickelte, soziale Gemeinschaften zu stärken – als Klassensprecherin und Schulsprecherin. Und sie möchte dies auch tun in dem angestrebten Beruf als Polizistin: den Menschen Sicherheit und Halt geben.
Bei der Abiturfeier der Johann-Philipp-Bronner-Schule durfte gleich zwei Abiturienten den Preis der Bürgerstiftung in Empfang nehmen.
Jimy Aljout kam 2016 mit seiner Mutter aus Syrien nach Deutschland. Obwohl er zu diesem Zeitpunkt keinerlei Deutschkenntnisse hatte, schaffte er bereits 2 Jahre später problemlos den mittleren Bildungsabschluss an der Wirtschaftsschule der Johann-Philipp-Bronner-Schule und erhielt in der Folge einen Platz am Wirtschaftsgymnasium. Heute, weitere 3 Jahre später, hält er sein Abiturzeugnis in Händen. Und Jimy Aljout hat das Abitur nicht nur bestanden, sondern gut bestanden. Diese Leistung verdient allerhöchstes Lob. Daneben engagierte sich der Preisträger auch für die Klassengemeinschaft als Klassensprecher.
Auch Tony Alessa musste mit seiner Familie aus seinem Heimatland Syrien fliehen. Auch er schaffte 2018 den mittleren Bildungsabschluss und konnte anschließend das Wirtschaftsgymnasium besuchen. Auch seine Anstrengungen wurden mit einem sehr guten Abitur belohnt. Als hätten all die Herausforderungen nach der Flucht in ein fremdes Land noch nicht gereicht, hatte Tony Alessa auch noch mit einer gesundheitlichen Einschränkung zu kämpfen. Auch davon ließ er sich jedoch nicht unterkriegen.
Den Abschluss bildete die Preisverleihung bei der Abiturfeier des Ottheinrich-Gymnasiums im Palatin, über die die Rhein-Neckar-Zeitung ausführlich berichtete. Vor gut fünf Jahren kam die Preisträgerin Sara Molaahmed nach Deutschland – ohne jegliche Deutschkenntnisse. Die meisten Menschen können nur erahnen, was es bedeutet, in ein fremdes Land zu kommen, dessen Sprache und Kultur man nicht kennt.
Hinzu kam die Aufgabe, sich im deutschen Schulsystem zurechtzufinden. Doch bereits zwei Jahre später Ihnen stellte die hiesige Realschule der Preisträgerin hervorragendes Zeugnis aus. Sara Molaahmed erkannte ihre Chance und fasste 2018 den Wunsch, auf das Gymnasium zu wechseln. Das war zunächst alles andere als einfach. Doch auch diese Herausforderung meisterte sie mit Bravour, angetrieben von dem unstillbaren Wunsch nach Bildung.
Als hätten all diese Hürden nicht gereicht, kam auch noch eine schwere Erkrankung hinzu. Die Abiturientin ging ihren Weg jedoch unbeirrt weiter, eignete sich den Stoff buchstäblich vom Krankenbett aus an. Und so wird ihre Mühe, ihr Ehrgeiz, ihr starker Wille mit dem Abiturzeugnis belohnt.
Edeltraut Schuckert und Dr. Johann Gradl vom Vorstand der Bürgerstiftung Wiesloch betonten bei ihren Ansprachen anlässlich der Preisverleihungen, dass die Botschaft, die von diesen Preisverleihungen ausgehen soll, eine Botschaft der Hoffnung, eine Botschaft des Mutmachens sein soll.
„Natürlich wünschen wir uns alle, dass in unserem Leben stets alles reibungslos verlaufen möge, dass wir von einem Erfolg zum nächsten eilen, dass wir immer auf der Sonnenseite sind. Aber das ist halt nicht immer so. Für die allermeisten von uns hält das Leben viel Gutes, aber eben auch mal Herausforderungen und Schicksalsschläge bereit. Verhindern können wir das nicht. Unser Spielraum liegt einzig und allein in der Haltung, mit der wir solchen Einschnitten begegnen.“
Und es ist diese Haltung, die wir von den Preisträgern lernen können: Auch als die Widrigkeiten sich auftürmten, haben sie sich die Hoffnung und den Glauben an die eigene Kraft bewahrt.
Der Vorstand der Bürgerstiftung Wiesloch gratuliert allen Preisträgern sehr herzlich und wünscht Ihnen alles Gute für Ihren weiteren Lebensweg