Rhein-Neckar-Zeitung, 12.12.2007
Vorstandschaft blickt auf erfolgreiches Jahr zurück – Stiftungskapital auf 201.000 Euro angewachsen – Ausblick auf weitere Aktivitäten
Wiesloch. (rö) Über ein „außerordentlich erfolgreiches Jahr“ freute sich Michael Sieber, Vorsitzender der Bürgerstiftung Wiesloch. Mit seinen Vorstandskollegen Dr. Brigitta Martens-Aly und Rosemarie Stindl sowie Lars Castellucci, dem Vorsitzenden des Stiftungsrats, blickte Sieber im Gespräch mit der RNZ auf die Arbeit im Jahr 2007 zurück und gab einen Ausblick auf kommende Aktivitäten.
„Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass wir in dieser kurzen Zeit auf eine so stolze Summe kommen“, sagte Sieber. Seit der Gründung im Mai 2006 hat sich die Zahl der Stifter auf 107 erhöht, das Stiftungskapital ist in diesem Jahr von 165.000 Euro auf 201.000 Euro gesteigert worden.
Rund 20 000 Euro Reingewinn seien allein durch die „Wieslocher LesArt“ der Bürgerstiftung zugute gekommen. Da jedoch lediglich die Zinsen des Stiftungskapitals für laufende Projekte ausgegeben werden, „sind wir dringend auf Spenden angewiesen“, so der Vorsitzende. „Was die Bürger spenden, geht zu 100 Prozent in den Stiftungszweck“, garantiert Sieber. Sämtliche Arbeit werde ehrenamtlich erledigt, es gibt keine Verwaltungskosten.
Dass man im Oktober, eineinhalb Jahre nach der Gründung, das Gütesiegel des Bundesverbands Deutscher Stiftungen erhalten habe, sei „eine große Auszeichnung“.
Als wichtigsten Erfolg des zu Ende gehenden Jahres sieht die Bürgerstiftung die Gründung der „Wieslocher Tafel“ an. Diese habe man „mit einer Großspende zum Laufen gebracht“, so Sieber. Man werde auch das Kühlauto, das die Tafel anschaffen will, mitfinanzieren. Unterstützt hat die Bürgerstiftung die Teilnahme von Kindern, deren Familien den Ferienspaß finanziell nicht bewältigen konnten, am Zirkusprojekt „WiWaDi“ in den Herbstferien, fünf Kindern „aus schwierigen Verhältnissen“ wurde das Mitmachen in der Bläserklasse der Merian-Grundschule ermöglicht und in Abstimmung mit den Kirchengemeinden wurden Bedürftige direkt unterstützt.
Ganz neu ist ein Faltblatt mit dem Titel „Gutes tun – über den Tod hinaus“, das an vielen öffentlichen Stellen ausliegt. Gedacht ist es laut Rosemarie Stindl für Menschen, „die jetzt keine Zustiftung machen wollen, aber ihr Vermögen nachhaltig anlegen möchten“. Das Faltblatt regt die Möglichkeit an, im Testament einen bestimmten Betrag festzulegen, den man der Bürgerstiftung zukommen lassen will, um so „lokal etwas vom Vermögen zurückzugeben“. Die Idee dafür stamme aus der Bevölkerung, so Rosemarie Stindl, auch deshalb habe man sie gerne umgesetzt.
Die Bürgerstiftung will ab sofort jedes Jahr unter ein Schwerpunktthema stellen, um so den Fokus auf einen bestimmten Bereich zu lenken: 2008 soll das „Kinder in Wiesloch“ sein. Unter anderem will man gemeinsam mit dem Kinderschutzbund eine „Kleiderkammer“ eröffnen (voraussichtlich auf dem PZN-Gelände), in der – ähnlich wie bei der Tafel – Kinder zu günstigen Preisen Kleidung erhalten können. „Wir haben noch einige weitere Ideen, die wir aber nur umsetzen können, wenn wir gezielte Spenden dafür bekommen“, sagte Michael Sieber.
Dazu gehört eine Leseförderung, die man gern ins Leben rufen würde. Rosemarie Stindl sagte, laut einer Studie könnten sich 25 Prozent der vierjährigen Kinder in Deutschland „nicht altersadäquat ausdrücken“. Hier wolle man mit Lesepaten und in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek etwas bewirken – allerdings nur, wenn man das Geld dafür hat. Nach Vorstellung der Verantwortlichen müssten ehrenamtliche Betreuer speziell ausgebildet und ein Netzwerk mit Kindergärten und Schulen aufgebaut werden. Michael Sieber sieht einen Bedarf von „10.000 Euro für zwei Jahre, dann würden wir das Projekt starten“.
Ein weiteres Projekt wäre das „Naturtagebuch“ in Zusammenarbeit mit dem NABU Wiesloch. Wie Brigitta Martens-Aly sagte, gehe es darum, mit Kindern im Grundschulalter regelmäßig in die Natur hinauszugehen, um neben gruppendynamischen Prozessen auch „die Bindung zur Natur wieder zu fördern“. Das sei allein mit ehrenamtlichen Kräften nicht zubewältigen, schon die Vorbereitung erfordere viel Zeit. Michael Sieber rechnet mit Kosten von rund 2000 Euro und verwies darauf, dass auch die Ökologie in den Stiftungszwecken enthalten sei.
Lars Castellucci bezeichnete als Vorsitzender des Stiftungsrats die bisherige Arbeit als „fantastischen Erfolg“. Die Bürgerstiftung habe etwas Neues geschaffen und „eine Lücke im sozialen Netz geschlossen“. Sie biete eine weitere Chance, „in der Stadt mitzumachen“. Die Projekte seien dafür da, „dass der Zusammenhalt gestärkt wird und dass in Wiesloch niemand verloren geht“.