Wach auf, Siebenschläfer, Sankt Nikolaus ist da!

Von Elenore Schmid

Glisglis lebt auf einer alten Eiche. Wie alle Siebenschläfer schläft er den ganzen Tag. Jeden Abend wacht er auf, streckt seine Pfötchen und kriecht aus seiner Baumhöhle um zu fressen. Dick und fett will er werden, damit er in seinem langen Winterschlaf nicht verhungert.

Er sucht sich Früchte Pilze, Eicheln, Nüsse oder jagt nach Insekten. Wenn es im Herbst kühl wird, kuschelt sich Glisglis in sein Nest und wacht erst im Frühling wieder auf.

So hat Glisglis jedes Jahr den Sankt Nikolaus verschlafen. Er kennt ihn nur aus den Erzählungen der anderen Tiere im Wald. Doch diesmal will Glisglis Sankt Nikolaus auch einmal begegnen.

Wenn er nur wüsste, wie er sich am besten wach halten könnte. Vielleicht nur ein wenig vor sich hindösen, vielleicht nur kurz die Augen schließen, schnell etwas träumen.

„Kraah, kraah, es sind Menschen da“, ruft die Krähe auf dem Ast. Ob Sankt Nikolaus gekommen ist? Vorsichtig streckt er den Kopf aus der Höhle, macht die verschlafenen Augen weit auf. Doch Sankt Nikolaus ist nicht da.

Glisglis zieht sich wieder in sein Astloch zurück. Nur nicht einschlafen… „Drrr, drrr, drrr,…“ Glisglis schrickt aus dem Schlaf auf. Über seiner Höhle bohrt der Specht ein Loch in den Stamm. „War Sankt Nikolaus schon da?“, fragt Glisglis. Der Specht schüttelt den Kopf.

Es ist schon dämmrig. Etwas raschelt am Boden. Ein Eichhörnchen springt den Stamm herauf und bittet Glisglis um eine Eichel. „Ich finde meine Vorräte nicht“, sagt es, „und ich bin hungrig.“ Glisglis gibt ihm eine Eichel.

„Hast du Sankt Nikolaus gesehen?“, fragt er. “Ich möchte ihn nicht verpassen. Die anderen Tiere sind wach im Winter und freuen sich auf ihn, aber ich schlafe und weiß nicht, wann er kommt.“ „Ich rufe dich, wenn er da ist“, sagt das Eichhörnchen und springt schnell weiter.

Die Eule kennt Glisglis. Sie hat alles gehört. Glisglis friert. Er kuschelt sich wieder in sein Nest. Draußen wird es immer kälter. Der Wind heult, aber Glisglis schläft. Eines Nachts fällt der erste Schnee. Im Gebüsch lauert der Fuchs. Er hat Hunger und sieht das Licht am Waldrand. Freudig springt er auf.

Sankt Nikolaus kommt mit seinem Esel durch den Schnee gestapft. Die Glöcklein klingen. Auf dieses Zeichen haben die Tiere im Wald gewartet. Von allen Seiten hüpfen, springen und fliegen sie zur Lichtung. Jetzt ist Sankt Nikolaus da! Der Esel trägt einen dicken Sack auf dem Rücken. Sankt Nikolaus öffnet den Sack. In dieser Winternacht hat kein Tier Angst vor dem anderen.

„Kommt, ihr Hirsche, Hasen, Rehe und Füchse“, murmelt Sankt Nikolaus. Jedes lässt dem anderen etwas Platz. Dem Fuchs hat Sankt Nikolaus eine Speckseite mitgebracht. Den Vögeln hängt er Säcklein mit Samen und Fett an die Äste und streut Kerne aus. Den Eichhörnchen gibt er Nüsse, den Raben Käse. Die Mäuse naschen von allem. „Seid ihr alle satt?“, fragt er. „Habe ich niemanden vergessen?“ Das Eichhörnchen spitzt die Ohren, bewegt den Schwanz hin und her. Es hat etwas versprochen, aber es weiß nicht mehr was. Unruhig schaut er von einem Tier zum anderen.

Irgendwo ruft die Eule. „Uhuu, uhuu, wach auf, Glisglis, wach auf!“ Es dauert bis Glisglis aus seinem Schlaf erwacht. „Komm schnell“, sagt sie, „Sankt Nikolaus ist da.“

Glisglis hat ganz steife Beine. Er reckt sich und streckt sich. Er sieht kaum aus den Augen. Wie hat sich der Wald verändert! Der Schnee glitzert, so viel Weiß hat Glisglis noch nie gesehen.

„Komm“, ruft die Eule. Wie im Traum springt Glisglis von Ast zu Ast. Sankt Nikolaus schaut zum Baum hinauf und streckt Glisglis die Arme entgegen. Ganz wild klopft das Herz des Siebenschläfers. Er springt. Warme Hände halten ihn und ein freundliches Gesicht schaut ihn an.

„Glisglis, ich habe dich erwartet. Jetzt bist du bei mir“, lacht der Sankt Nikolaus und streichelt ihn sanft. Dann langt er in seine Tasche und gibt ihm gedörrte Äpfel, Birnen und Zwetschgen. Glisglis knabbert zufrieden und ist glücklich.

Es ist tiefe Nacht. Sankt Nikolaus muss weiter. Beim Abschiednehmen hat er für jedes Tier ein gutes Wort. Leise verlassen die Tiere die Lichtung. Noch lange raschelt, flattert und knackt es im Wald. Nur Glisglis kehrt nicht zurück. Er hat sich in der Manteltasche von Sankt Nikolaus versteckt und ist dort glücklich eingeschlafen.

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