Tätigkeitsbericht 2022: Netzwerk Asyl

Ende Februar wurde auch unsere Welt der Flüchtlingshilfe auf den Kopf gestellt. Nachdem die Schockstarre über diesen unglaublichen Krieg nachließ, suchte der Wille zu helfen nach geeigneten Wegen. 

In unserer polnischen Partnerstadt Zabkowice Slaskie  waren erste ukrainische Familien angekommen und wurden aufgenommen. Es wurden Gespräche mit der Verwaltung in Zabkowice geführt, um zu erfahren, wie wir bedarfsgerecht helfen können mit dem Ergebnis, dass finanzielle Hilfe am sinnvollsten war. Die Bürgerstiftung Wiesloch hat daraufhin eine Soforthilfe von 5.000 Euro nach Zabkowice Slaskie überwiesen, um polnische Familien zu unterstützen, die ukrainische Geflüchtete aufgenommen haben. In der Folge riefen die Bürgerstiftung Wiesloch, das Netzwerk Asyl (NWA), der Freundeskreises der Wieslocher Städtepartnerschaften und die Stadtverwaltung zu einer Geldspendenaktion auf, aus der weitere 109.000€ überwiesen wurden.  

Am 3. März trafen dann die ersten ukrainischen Geflüchteten in Wiesloch ein und so wurde sofort eine zweite Spendenaktion zur Unterstützung hier vor Ort angestoßen. Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung war unglaublich, es wurden mehr als weitere 75.000 Euro gespendet, Wohnraum angeboten und Personen mit ukrainischen und russischen Sprachkenntnissen stellten sich als Dolmetscher zur Verfügung, deren Hilfe man gar nicht hoch genug einschätzen kann und ohne die alles viel schwieriger gewesen wäre.

Die Bundesregierung reagierte super schnell und klärte, nach welchem Verfahren der Aufenthalt und die Unterstützung für diese Personen nun geregelt werden sollten. Die Stadtverwaltung reagierte ebenfalls schnell und flexibel und erklärte das Integrationsmanagement zur zentralen Anlaufstelle. In der Folge ergaben sich dann zwar diverse Brüche und Änderungsbedarf in den Abläufen, die aber mit viel Engagement überwunden wurden.

Die Stadt hat für die kommunale Anschlussunterbringung weiteren Wohnraum bereitgestellt, indem z.B. ein Teil der Gerbersruhschule entsprechend umgebaut wurde und die ehemaligen Pfarrhäuser in der Kurpfalzstraße und in Baiertal hergerichtet wurden.

Ab Juni wurde dann auch das Hotel Mondial vom Rhein-Neckar-Kreis als vorläufige Unterbringung wieder in Betrieb genommen. Das Haus ist mittlerweile auch mit Familien aus der Ukraine und aus Syrien, Afghanistan und der Türkei voll belegt.  Auch in den städtischen Unterkünften sind neben Geflüchteten aus der Ukraine Familien aus Afghanistan, Türkei und Syrien untergekommen.

Die Bürgerstiftung bringt sich mit den Erfahrungen des Netzwerks Asyl ein, unterstützt Stadtverwaltung und Integrationsmanagerinnen wo sinnvoll. Ehrenamtliche des Netzwerks sammelten und verteilten für die Geflüchteten sehr gezielt Sachspenden (Bettwäsche, Handtücher, Geschirr) und statteten mit Möbeln aus Haushaltsauflösungen oder Spenden die Gemeinschaftsräume  der Unterkünfte aus. Für alles andere wurde auf die  bestehenden Angebote (BIWU, Kleiderladen der BIWU, Kinderkleiderladen des KSB) verwiesen. Aufgrund der Großzügigkeit der Spender konnten  wir die Ausstattung der städtischen Notunterkünfte mit Kühlschränken und die Sachspenden mit Zukäufen ergänzen.

Gemeinsam mit der evangelischen Petrusgemeinde richtete das NWA ein Treffpunkt Café ein, das bereits am 22. März 2022 im evangelischen Gemeindehaus startete und seither immer dienstags 10 – 12 Uhr und mittwochs 15 -17 Uhr als Angebot nicht nur für die neuen ukrainischen Mitbürger*innen öffnet.

Es hat sich als Infobörse und Austauschzentrale etabliert. Hier werden Angebote lokaler Arbeitgeber ebenso kommuniziert, wie Informationen über Sprachkursangebote oder Sommerferienprogramme. Und die Mitarbeiterinnen des Integrationsmanagements führen kurze Beratungen durch. Da immer einige ehrenamtliche Dolmetscher*innen teilnehmen, gelingt der Informationsaustausch reibungslos.

Außerdem vergibt die Bürgerstiftung bei Bedarf Überbrückungsdarlehen, um den Lebensunterhalt bis zur Zahlung der sozialen Leistungen zu sichern, denn durch die Überlastung aller Behörden kann es schon mal dauern und es taten sich Lücken auf. Es wurden bisher 20 solche Darlehen vergeben und die meisten sind bereits zurückgezahlt. Wie im generellen Portfolio der Bürgerstiftung gab es auch hier Ministipendien vor allem für die Teilnahme an Klassenfahrten oder Ferienaktionen sowie Anträge auf direkte Unterstützung.

Die Schulkinder wurden sehr zügig in die Wieslocher Schulen aufgenommen. Um ihnen den Start zu erleichtern, erhielt jedes neu eingeschulte ukrainische Kind von der Bürgerstiftung einmalig eine Spende in Höhe von 50 Euro, damit Schulmaterial und Ausrüstung z.B.  für den Sportunterricht gekauft werden können.
Die Stadtverwaltung bemüht sich intensiv, auch für Kitakinder Plätze bereitzuhalten.  Auch für diese Kinder stellt die Bürgerstiftungeine Spende in  Höhe von 50 Euro bereit, da für den Kitabesuch einige Dinge extra angeschafft werden müssen.

Der Wunsch der Geflüchteten, möglichst schnell Deutsch zu lernen, stellte die VHS vor große Herausforderungen.  Um Wartezeiten zu überbrücken bzw. unterstützende Angebote machen zu können, suchte das NWA nach Ehrenamtlichen, die Deutsch vermitteln möchten. Die resultierenden Angebote sind vielfältig

  • Als Unterstützung an den Schulen in den VKL Klassen
  • Als Hausaufgabenbetreuung
  • Ergänzend zu den Profi-Kursen zur Nacharbeit
  • Anfänger-Angebote zur Überbrückung der Wartezeit auf einen VHS-Kurs
  • Einfaches Angebot, Deutsch zu sprechen und Fragen zu klären

Auch Angebote zur Freizeitgestaltung konnten gemacht werden. Weil sie gerne Radtouren anbieten möchten, haben zwei begeisterte Radfahrer als Einstieg damit begonnen, mit Spendenaufrufen verkehrstaugliche Räder zu sammeln und an Geflüchtete weiter zu geben. Im Frühjahr wird mit Radtouren gestartet.

Mit der Kikusch können wir für Kinder und Jugendliche Kurse für künstlerisches Gestalten und Verarbeiten von Erlebtem anbieten.

Durch die besonderen Verfahren und die Geschwindigkeit, mit der Menschen aus der Ukraine nach Deutschland kamen, haben wir in diesem Jahr einige Unterstützungen sehr schnell und zunächst mit Fokus auf die Menschen aus der Ukraine entwickelt. Unser Ziel ist es aber, Geflüchtete in vergleichbaren Situationen gleich zu behandeln unabhängig, von wo sie zu uns gekommen sind. Im Laufe des Jahres haben wir daher die materiellen und finanziellen Unterstützungsangebote auf alle Geflüchteten ausgeweitet. 

Neue Ehrenamtliche Helfer*innen engagieren sich und immer noch können wir mehr Unterstützung bei der Begleitung der Geflüchteten gebrauchen.

Viele der betreuten Personen würden sich über Gelegenheiten freuen, mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen. Einfach über Alltägliches plaudern, wenn Sie dazu bereit sind, dann melden Sie sich bitte bei  info@asyl-wiesloch.de.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen