Eine gute Idee fand glänzenden Widerhall

Rhein-Neckar-Zeitung, 17.07.2008

Seit einem Jahr gibt es das Bücherregal auf dem Marktplatz – Kleine Geburtstagsfeier

Wiesloch. (aot) Vor einem Jahr hatten Anne und Arndt Jacobi die Idee, auf dem Marktplatz in Wiesloch ein Bücherregal aufzustellen, in das man beliebig Bücher hineinstellen und andere herausnehmen kann. Willkommen sind Romane, Sachbücher, Kinderbücher und alles andere, was der Normalbürger in seiner Freizeit so liest. Bürgerstiftung und Stadtverwaltung übernahmen die Kosten und waren stolz darauf, im Rhein-Neckar-Raum eine damals einmalige Einrichtung geschaffen zu haben.

Selbstverständlich gab es zahlreiche Bedenken. So könnten alle Bücher auf einmal weggenommen, Bücher verschmutzt und als Wurfgeschosse zweckentfremdet, oder die alten Lore-Romane von Oma dort abgeladen werden. All dies ist nicht eingetreten. Im Gegenteil, es funktionierte weit besser, als es sich die Initiatoren vorgestellt hatten.

Arndt Jacobi berichtete auf der Geburtstagsfeier, die auf dem Marktplatz beim Regal stattfand, dass täglich rund 100 Bücher ausgewechselt werden, bisher keinerlei Unfug getrieben wurde und dass immer einmal wieder jemand die Bücher ordentlich in die Reihe stelle und und brauchbare entferne.

Man erfuhr auch, dass der in Wiesloch praktizierte Büchertausch als „Bookcrossing“ in Amerika schon länger bekannt ist. Es gibt inzwischen zahlreiche Spielarten des Bookcrossing, die auch in Deutschland praktiziert werden, eine der einfachsten ist wohl die in Wiesloch.

Zur Geburtstagsfeier waren rund 50 Gäste gekommen, darunter eine ganze Anzahl Kinder. Baiertaler Viertklässler zusammen mit ihrem Deutschlehrer Torsten Hirschberger eröffneten die Veranstaltung mit der Lesung aus einem selbstverfassten Buch, von dem schon 15 Kapitel geschrieben sind. Die spannende Geschichte spielt im und um den Gauangelbach, in dem Kinder zuerst einen geheimnisvollen Stein und dann einen darin versteckten goldenen Schlüssel finden, der vermutlich zu einem verwunschenen Schloss gehört. Ob dies tatsächlich so ist, ließen die kleinen Autoren noch offen, die Zuhörer sollten schließlich das Buch kaufen, das irgendwann einmal gedruckt wird.

Anne Jacobi stellte dann den Science-Fiction-Roman „Planet der Habenichtse“ von Ursula K. Le Guin vor. Von Torsten Hirschberger wurde der Historienroman „Die Bucht“ von James Michener empfohlen, von Joachim Becker „Der Klimawandel“ von S. Rahmsdorf und H. J. Schelnhuber und „Kleine Geschichte der Kurpfalz“ von Armin Kunle.

Auch das Wieslocher Improvisationstheater „Salonlöwen“ hatte sich das Buch zum Thema genommen. Zuschauerwurden aufgefordert, aus einem willkürlich aus dem Regal gegriffenen Buch einen Satz zu lesen, der dann von den sechs Schauspielern aufgegriffen und in eine kleine Szene umgesetzt wurde.

Sehr zufrieden über die rege Inanspruchnahme des Bücherregals durch die Bevölkerung und die gelungene Geburtstagsfeier, beschlossen die Initiatoren mit ihren Gästen den Abend bei mitgebrachten Getränken und Snacks.

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