Ende einer musikalischen Tradition

Frenetischer Begrüßungsapplaus brauste auf, als Die Nachtigallen am 10. März die Bühne im maximal besetzten Saal des Wieslocher Kulturhauses betraten.

Die Nachtigallen – das sind Rolf Schaude, Martin Haaß und Jutta Werbelow. Das Trio ist weithin bekannt, vor allem für seine ganz besonderen Interpretationen berühmter Werke der Popgeschichte. Es ist der Bürgerstiftung Wiesloch seit 2013 eng verbunden: damals begann die Reihe der Doppelkonzerte zugunsten der Bürgerstiftung, die „in Wiesloch so viel Gutes tut und jede Unterstützung verdient“, wie Jutta Werbelow sagte. Jedes Jahr luden Die Nachtigallen Gäste ein, mit denen sie zusammen musizierten und dem Publikum unvergleichliche Abende boten.

So nun auch im März 2024, aber leider zum allerletzten Mal, denn die Band löst sich zum Ende des Jahres auf. Zum letzten der insgesamt 11 Doppelkonzerte kamen die Karlsruher Sängerin Sandie Wollasch und der Straubenhardter Gitarrist Matthias Hautsch. Dies sei, so Jutta, die Abschiedstraumbesetzung, zumal beide schon mit etlichen Größen der Popgeschichte auftraten. Das „kurze Vorprogramm“ des Trios enthielt passend zum Anlass das Lied „Finish“ von Black Sabbath und „Like a Virgin“ von Madonna, denn „heute ist das erste Mal, dass wir mit Sandie und Matthias spielen“.

Die beiden präsentierten einen Querschnitt ihres großen Repertoires, „ein bunter Blumenstrauß unserer Stücke“, wie Sandie einführte. Sie hatte kaum die Bühne betreten, da plauderte sie äußerst charmant drauflos und gewann sofort die Herzen der Gäste im Saal. „Es ist so schön, dass wir dabei sein dürfen an diesem schon jetzt legendären Abend“. Dann legten die beiden los, u.a. mit Songs von Queen und Tina Turner, Sandie stimmgewaltig und gefühlvoll, Matthias äußerst virtuos auf seiner Akustikgitarre. Das Highlight des Abends war ein Solo von Matthias, das als klassisches Stück für ein Orchester komponiert ist. Verschmitzt und schwäbisch angehaucht meinte er: „Ihr müsst euch jetzt halt mal vorstellen, dass da ganz viele Geigen, Pauken, Waldhörner und so sind.“

Nach der Pause bot Jutta Werbelow eine ihrer Heidelbags gefüllt mit Nachtigallen-CDs für 200 € an („In 10 Jahren sind die richtig viel wert!“). In Windeseile übergab ein glücklicher Käufer das Geld, das direkt in den Spendentopf für die Bürgerstiftung gelangte – denn „Everything counts“, wie die Nachtigallen dann sogleich passend sangen.

Auch der zweite Teil des Konzerts hatte sein Highlight, als Rolf und Martin ein selbst komponiertes Stück für Handpan und Gitarre spielten. Sanft und melodisch kitzelte es die seit Konzertanfang unterschwellig vorhandene Wehmut aller Anwesenden heraus. Das letzte Doppelkonzert der Bürgerstiftung neigte sich seinem Ende zu. Jutta blickte in den Saal und seufzte: „Wenn ich hier so sitze, dann fühlt es sich so an, wie es eigentlich sein soll, wir alle zusammen in unserem Wohnzimmer. Und doch – wir sind auf Abschiedstour.“

Im Namen des gesamten Vorstands der Bürgerstiftung dankte Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr den Künstlern mit leckeren Präsenten. Ein großes Dankeschön ging auch an Sven und Melanie Kummerow, die sich um die Organisation und Bewirtung gekümmert hatten.

Mit dem traditionellen Abschiedslied „Time after Time“, das von allen 220 Gästen mitgesungen wurde, ging schließlich eine Ära zu Ende. Aber Sandie und Matthias sangen ganz richtig: „When the lights go down … I can still hear you.“

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