Die Bürgerstiftung Wiesloch feierte im Palatin Geburtstag – Das neue Großprojekt heißt „Klimaschutz macht Schule“
Rhein-Neckar-Zeitung, 07./08.05.2011
Von Anton Ottmann
Wiesloch. Ein Jahr lang haben sich zehn Wieslocher Haushalte mit klimafreundlichem Kochen und Einkaufen, Sprit- und Stromsparen, Energiesparlampen und solarbetriebenen Klimaanlagen beschäftigt. Die Ergebnisse wurden jetzt im Palatin anlässlich der Feier zum fünfjährigen Bestehen der Bürgerstiftung Wiesloch vorgestellt, zusammen mit der Dokumentation „Notizen zur Rettung der Welt“. Mit viel Engagement habe man in dieser Zeit immerhin 50 Tonnen Kohlendioxid gespart, wie Dr. Brigitta Martens-Aly betonte, so viel, wie fünf Deutsche durchschnittlich im Jahr „produzierten“.
Mit dem neuen Großprojekt „Klimaschutz macht Schule“ bleibt die Bürgerstiftung beim Thema. Projektmitglied Hans-Dieter Siegfried berichtete darüber: Wieslocher Schüler können ein Jahr lang Teams bilden,um zum Beispiel zu erforschen, wie energieeffizientes Bauen aussieht, wie man sich ökologisch ernährt, wie Mobilität und Umweltschonung unter einen Hut zu bringen ist oder wie ein Kohlendioxid-neutrales Wiesloch aussehen könnte. Sie sind bei der Gestaltung der Befragungen, Versuchsreihen und Ideen-Präsentationen vollkommen frei, man setze ihnen keine Grenzen. Für die besten Filme, Theaterstücke oder Songs locken Geldpreise im Gesamtwert von 8.300 Euro und zur Durchführung eines Projektes bis zu 500 Euro Sachkostenzuschuss. Zahlreiche Unternehmen, Organisationen und die Wieslocher Schulen unterstützen den Wettbewerb finanziell oder wirken in anderer Form mit.
An den Beispielen wird sichtbar, wie die Bürgerstiftung arbeitet. Ganz konkret werden vor Ort Probleme aufgegriffen und Lösungen erarbeitet. Die verhältnismäßig geringen finanziellen Mittel werden durch Projektspenden, ehrenamtliche Arbeit und Kooperationen vervielfältigt. Dabei will man keinesfalls kommunale Aufgaben übernehmen, sondern unbürokratisch und ganz persönlich
helfen und Ideen von Bürgern aufgreifen, die sonst keine Chancen zur Realisierung hätten. So erzählte Rosemarie Stindl in ihrem „Rückblick auf fünf Jahre“, dass in dieser Zeit 16 Kindern ermöglicht wurde, an Klassenfahrten teilzunehmen. Ganz ohne Geld, aber mit den Kontakten und dem guten Namen der Bürgerstiftung konnte sie selbst einer Japanerin helfen, die ihre Wohnung in Wiesloch aufgegeben hatte und wegen der Erdbeben-Katastrophe nicht wie geplant
in ihr Heimatland zurückreisen konnte.
In den fünf Jahren ihres Bestehens hat die Bürgerstiftung viel bewegt. 30 Geschichten-Erzähler nehmen im Zelt auf dem Weihnachtsmarkt kleine Zuhörer mit auf Reisen in ferne Länder und Kulturen. 15 Lesepatinnen treffen sich regelmäßig einmal in der Woche mit ihren Patenkindern
an Wieslocher Grundschulen und sorgen für mehr Lesekompetenz, Zeit und Zuwendung. Die Bürgerstiftung bezuschusste eine Broschüre und ein Bilderbuch, um junge Eltern zum Lesen mit
ihren Kleinkindern anzuregen, gab der „Tafel“ eine Anschubfinanzierung, unterstützte die Ausbildung von Streitschlichtern an den Wieslocher Schulen und ermöglichte die Multivisionsveranstaltung „Fair Future“, in der Wege für eine gerechtere und lebenswertere Welt
aufgezeigt werden. Wie von Annegret Sonnenberg in ihrem „Bericht des Vorstandes“ zu erfahren war, haben manche Projekte bundesweit Aufsehen erregt und werden von anderen Stiftungen nachgeahmt. Dazu gehören das „Öffentliche Bücherregal“ auf dem Marktplatz und die im Frühjahr neu gestartete Aktion „Rechenpaten“, die mit speziellen Methoden Grundschulkindern in Kleinstgruppen Zugang zum Rechnen anbieten.
Festrednerin Irene Armbruster von der Stuttgarter Breuninger Stiftung bestätigte der Bürgerstiftung, dass sie auf dem richtigen Weg ist. Sie bilde eine Plattform, auf der sich alle treffen, die „etwas tun wollen“, und sei eine Bewegung von Bürgern, die Verantwortung übernehmen in dem Bewusstsein, dass man als Einzelner mit anderen zusammen etwas verändern könne. Und es gelte: „Wer sich engagiert, der lebt nicht nur glücklicher, sondern auch länger.“ Dr. Lars Castellucci, Vorsitzender des Stiftungsrates, meinte, dass die Stiftung Zusammenhalt und Gemeinschaft schaffe, in der die Beziehungen zwischen Menschen gestärkt werden.
Gründungsvorstand Michael Sieber zeigte in seinem Grußwort auf, wie sich die Stiftung aus einer Anfangsidee und vielen Zweifeln bis zur Institution entwickelt habe, die in Wiesloch nicht mehr wegzudenken sei. Oberbürgermeister Franz Schaidhammer bekräftigte in seinem Grußwort, dass die erfolgreiche Arbeit der Stiftung nicht möglich gewesen wäre „ohne die richtigen Menschen zur richtigen Zeit“. Passend zum Anlass umrahmte die Wieslocher Musikerin Almut Werner die Veranstaltung auf der Flöte mit heiter beschwingter Frühlingsmusik.