Tätigkeitsbericht 2023: Interkulturelle Gartengemeinschaft Wurzelwerk

Das Jahr 2023 starteten wir mit einem geselligen Beisammensein im Kulturhaus, bei dem wir Beete und Aufgaben verteilten und Ideen für unser gemeinsames Gärtnern sammelten.

Im Februar machte sich dann die erste Vorfreude auf den kommenden Frühling breit. Doch leider waren viele unserer Mitgärtnerinnen und Mitgärtner in Sorge und Leid. Die Türkei und Syrien erlebten die schwersten Erdbeben in ihrer Geschichte. Allein in der Türkei waren 15 Millionen Menschen in 10 Städten von dieser Katastrophe betroffen. Um den Betroffenen dabei zu helfen, bei eisigen Temperaturen zu überleben, wurden auch von Wurzelwerkerinnen und Wurzelwerkern Sachspenden gesammelt und zum Weitertransport ins Alevitische Kulturzentrum gebracht. Wir hoffen sehr, dass alles gut dort angekommen ist, wo es benötigt wurde.

Seit März 2023 hat unser Garten einen wunderschönen Eingang. Arndt ist Handwerker und hat ihn für uns gebaut. Die Rosen haben ihren Weg gefunden und sind inzwischen schon daran hochgeklettert.

Am 18. März starteten wir zunächst mit der Gemarkungsreinigung. Zum ersten Mal nahm auch der Interkulturelle Gemeinschaftsgarten Wurzelwerk an der von der Stadt Wiesloch organisierten Müllsammelaktion teil. Rund um den Gemeinschaftsgarten und bis zur Maria-Sibylla-Merian-Schule räumten wir ordentlich auf und schafften den Müll in den uns zur Verfügung gestellten Container. Anschließend fand unsere erste Cooking Party im Jahr 2023 statt.

Als ersten Gast empfingen wir Herrn Oberbürgermeister Elkemann, der sich für unsere Teilnahme an der Gemarkungsreinigung bedankte.

Für uns alle Wurzelwerkerinnen und Wurzelwerker war diese Cooking Party am 18. März ein ganz besonderes Treffen. Zu einer Spendenübergabe durch das PZN Wiesloch hatten wir Herrn Dr. Olivier Elmer eingeladen. Er ist in der Geschäftsleitung des PZN für die WIN-Charta zuständig. Diese hatte unser lokales Projekt „Wurzelwerk“ ausgewählt und mit einer Spende über 1500 Euro gefördert.
Zu diesem besonderen Anlass waren auch Herr Johann Gradl und Herr Franz Schaidhammer von der Bürgerstiftung Wiesloch gekommen.

Bei der Scheckübergabe betonten beide Seiten, Vera Nitsche – als Leiterin des Projekts und Herr Dr. Olivier Elmer, die große Bedeutung unseres Interkulturellen Gemeinschaftsgartens: „Er ist Begegnungsstätte für Menschen unterschiedlicher Herkunft, Nationalitäten und Kulturen. Beim Planen, Arbeiten, Ernten und Feiern lernen die Gärtner*innen voneinander. Toleranz und Offenheit sind dabei ebenso wichtig wie ökologisches, nachhaltiges Gärtnern ohne Chemie.“ Herr Dr. Elmer zeigte sich beeindruckt: „Es ist toll, wie hier die Themen Nachhaltigkeit und Integration zusammenkommen und einen einzigartigen Begegnungsraum schaffen.“

Herzlichen Dank für die Spende!

Neben vielen mitgebrachten internationalen Speisen gab es selbstgemachte Pizza aus dem ein Jahr zuvor fertig gestellten, selbst gebauten Lehmofen. Vera Nitsche und Ferhat Yilmaz aus dem Leitungsteam hatten ihn angefeuert (Sabine Golley ist auf einem späteren Foto zu sehen).

2023 wagten wir ein ganz neues Gemeinschaftsprojekt. Der Vorschlag kam von Mitgärtner*innen aus der Türkei: Die Beetbewirtschaftung nach Fukuoka. Herr Masanobu Fukuoka aus Japan entwickelte diese Art der Permakultur mit dem Ziel, möglichst wenig Ackerboden zu bewegen. Durch die Kombination verschiedener Pflanzenarten, deren Wachstum genau beobachtet wird, soll ein ökologisches Gleichgewicht hergestellt werden. Es muss dabei weder gepflügt noch chemisch gedüngt werden. Am Ende des ersten Jahres können wir sagen, dass bereits erste interessante Erfahrungen für unseren Garten gesammelt werden konnten.

Dieser wunderbarer Teekocher „Semaver“ ist ein Geschenk, das uns unsere türkische Gemeinschaft gemacht hat. Mit wenig Holz lässt sich schnell Tee kochen. In den Sommermonaten bedankten sich die türkischen Mitgärtner*innen regelmäßig und luden alle, die abends zum Gießen vorbeigekommen waren, zu einer gemütlichen Tasse Tee ein. Herzlichen Dank!

In unserem Garten finden seltene Tierarten einen Lebensraum. Hier ist uns eine Echse vor die Kamera gelaufen, aber wir entdeckten auch Kaninchen, Wiesel, Greifvögel und viele verschiedene Singvögel.

Cooking Partys feiern wir in jedem Monat und jedes Mal sind sie anders und besonders. Mal sind wir viele, mal sitzen wir bei Nieselregen unterm Sonnensegel. Mal ist es heiß und mal schauen wir regelmäßig in den Himmel, um rechtzeitig vor dem Gewitter alles eingepackt zu haben. Fast immer wird bei den Cooking Partys musiziert und getanzt. Vor allem die Gemeinschaftstänze machen Groß und Klein sehr viel Spaß.

In und um unseren Garten herum fühlen sich auch Kinder wohl und können einfach mal drauf losrennen. Bei Regen wird gematscht, bei Trockenheit gegossen, bei Hitze kommt man abends, um sich abzukühlen und um ein paar gesunde Beeren direkt vom Strauch zu naschen. Auch für sie sind die regelmäßigen Treffen im Garten toll und wertvoll. Viele Gerichte sind unbekannt und dürfen probiert werden, unterschiedliche Sprachen werden gehört, Toleranz und Offenheit wird auch von ihnen geübt. Manchmal machen wir uns gemeinsam auf zur Schatzsuche, manchmal sind die Kinder aber auch einfach im und um den Garten herum gemeinsam unterwegs.

Einen Sandkasten haben wir auch. Der musste in diesem Jahr repariert werden. Dieses Bild zeigt die Handwerker*innen nach getaner Arbeit:

Dieses Gruppenfoto ist auf einer Cooking Party im Herbst entstanden. Rechts hinten sieht man Sabine Golley aus dem Leitungsteam (mit Strohhut).

Am Ende des Jahres trafen wir uns zu einer Nachbesprechung erneut im Kulturhaus.

Als Dankeschön für die stetige Unterstützung bekamen die Mitarbeiter der Stadt- und Friedhofsgärtnerei zum 1. Dezember einen Adventskalender überreicht. Dieser Sprüche- und Schokoladenkalender wurde liebevoll von unserer Leiterin Vera Nitsche gestaltet und überreicht. Herzlichen Dank!

Im Winter sind wir nicht ganz so oft im Garten und das Wurzelwerk fällt teilweise in einen Winterschlaf. Da auch das Unkraut nicht wächst, lassen sich Winterarbeiten gut verrichten: Beete vorbereiten, Wege abstecken und befestigen, Vögel füttern.

Zum Schluss noch ein paar Zahlen und Fakten: Am Ende des Jahres 2023 sind es 68 Menschen aus 10 Ländern, die miteinander gärtnern. Davon sind 17 Erwachsene deutscher Herkunft und 23 Erwachsene interkultureller Herkunft. Alle Erwachsenen zusammen bringen 28 Kinder mit.
Wir freuen uns schon sehr auf die neue Saison und das gemeinsame Säen, Pflanzen, Gießen und Umgraben und wir sind gespannt auf weitere interessante und nette Begegnungen und Gespräche.

Für die Wurzelwerker*innen: Marion Schmidt

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen