Tätigkeitsbericht 2022: Interkulturelle Gartengemeinschaft Wurzelwerk

Das Jahr 2022 hat uns vor allem gezeigt, welch tollen und wichtigen Beitrag unser Wurzelwerk zur Integration Geflüchteter leistet.

In Zahlen ausgedrückt, ist unser Garten im vergangenen Jahr weiterhin gewachsen.

Waren es im Jahr zuvor noch 83 Aktive (davon 44 Erwachsene und 39 Kinder), so sind es heute 95 (davon 50 Erwachsene und 45 Kinder) aus 10 Nationen (Afghanistan, China, Deutschland, Gambia, Kasachstan, Kurdistan, Syrien, Türkei, Ukraine und Ungarn). Mehr als die Hälfte der Mitglieder haben ihre Wurzeln in einem anderen Land, einige kamen erst in diesem Jahr nach Deutschland.

Kaum in Wiesloch angekommen, freuten sich Menschen aus anderen Ländern, ein eigenes Beet zu bewirtschaften und sich auch bei gemeinschaftlichen Aktionen zu beteiligen. Während der Arbeit wurde vor allem eines getan: Deutsch gelernt!

Gießkannenspende

Mit vielen Geflüchteten, gab es stets einen regen Austausch und Hilfestellungen zum neuen Alltag in der fremden Umgebung und nicht zuletzt über heimischen und fremdländischen Gemüseanbau.

Kulinarisch verwöhnt haben wir uns erneut bei regelmäßigen Cooking-Partys. Mitglieder, die Zeit und Lust hatten, trafen sich im Garten und brachten typische nationale Gerichte, Gebäck oder Getränke mit. Dabei ergaben sich interessante Gespräche über all jene Geschichten, die die Menschen mitbringen. Musikalisch umrahmt wurden sie in diesem Jahr von Valera, der mit Gitarre oder Akkordeon ukrainische und deutsche Volkslieder spielte.

Durch die Unterstützung einiger Mitglieder konnte neue, nährstoffreiche Erde auf unsere Beete aufgetragen werden. Ziel war es, die Pflanzen robuster und ertragreicher wachsen zu lassen. Denn der wasserarme, heiße Sommer wurde für sie noch hart genug.

Durch Gießkannenspenden einzelner Mitglieder waren wieder genügend Gießkannen da, mit der wir Wasser aus dem Regenwassertank des Gartenhäuschens und aus dem Wasserhahn zum Gießen holen konnten. An sehr heißen Tagen traf man sich beinahe an jedem Abend zum Gießen. Vor allem um die noch sehr jungen Obstbäumchen mussten wir uns gut kümmern.

Auch für die Kinder, die regelmäßig im Garten helfen und spielen, wurden verschiedene, meist den Jahreszeiten entsprechende Aktionen durchgeführt. Im Frühjahr traf man sich zum Ostereier bemalen, es wurden Schilder für die Beete gebastelt und bemalt, neben sonstigen Spielen bei Festen fand eine Schatzsuche statt und am Ende des Jahres traf man sich zum Lichterfest.

In den Bau unseres Steinbackofens waren alle eingebunden – Groß und Klein. Für die Kuppel des Ofens mussten Lehmkugeln geformt werden und mit viel Schmiererei am Ofen angebracht werden. Da kam auch der Spaß nicht zu kurz. Im Juli konnte der neue Ofen endlich angefeuert werden. Brot und Pizza schmeckten dann besonders gut.

Vera Nitsche, Leiterin unseres Projekts „Interkultureller Gemeinschaftsgarten“, hat im August an einem 3-tägigen Urban-Gardening-Sommercamp in Berlin teilgenommen. Veranstalter des Workshops war das Prinzessinnengarten Kollektiv Berlin in Berlin-Neukölln.

Gärtnerinnen und Gärtner aus ganz Deutschland trafen sich und brachten sich gegenseitig ihre Themen und Ideen näher. Man beschäftigte sich unter anderem mit den Chancen der Inklusion in Gemeinschaftsgärten, mit dem Kompostieren, mit Gewächshäusern und Hochbeeten und der Saatgutgewinnung. Auch die 2 Ausstellungen „Häuser und Gärten aus Lehm und Stroh“ und „Zukunft säen“ konnten besucht werden. In letzterer ging es um die ökologische Aufzucht von Nutzpflanzen.

Riesenkürbis

Vera brachte das von ihr entwickelte „Gießkonzept für Gemeinschaftsgärten“ ein, welches wir in Wiesloch bereits erfolgreich anwenden.

Der Prinzessinnengarten befindet sich auf einem ehemaligen Berliner Friedhof. Solche freiwerdenden Grünflächen gibt es in größeren Städten immer mehr. Wie ihre Zukunft aussehen kann, dafür hatte man beim Sommercamp viele gute Ideen.

Seit diesem Jahr pflegen wir eine Gartengemeinschaft mit dem Interkulturellen Gemeinschaftsgarten Taufkirchen https://www.soziale-stadt-taufkirchen.de/interkultureller-garten/ . Bei einem Besuch im September in Wiesloch haben wir ein tolles Geschenk aus Taufkirchen bekommen: über 100 Pflanzen Arundo Donax, italienischer Schilf, auch Riesenschilf oder Spanisches Rohr genannt. Mit ihnen soll nun ein Lebendzaun, ein toller lebender Sichtschutz entstehen. Auf sein Wachsen und Gedeihen sind wir sehr gespannt. Und natürlich auch auf den weiteren Austausch mit unseren Gartenfreunden in Bayern.

Im Oktober ernteten wir erneut einen Atlantic Giant Riesenkürbis. Dieser brachte 18 Kilogramm auf die Waage. Aufgeteilt auf etliche Mitglieder wurden schmackhafte Gerichte, Snacks und Aufstriche daraus gemacht und man traf sich damit zur letzten Cooking-Party der Saison im Garten, sozusagen ein multikulturelles Oktoberfest.

Oktoberfest

Beim letzten Treffen im Garten wurden alle Gartengeräte überprüft und geputzt und der Garten insgesamt winterfest gemacht. Über die Wintermonate ist Ruhe eingekehrt. Ein wenig Wintergemüse steht zur Ernte bereit und ein paar daheim gebliebene Wildvögel werden von einen kleinem Mitgliederteam mit regelmäßigem Futter versorgt. Alle Gärtnerinnen und Gärtner freuen sich darauf, wenn im Frühling mit den ersten warmen Sonnenstrahlen das Leben in unseren Garten zurückkehrt.

Für die Wurzelwerker*innen: Marion Schmidt

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